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Beratung vs. Selbstantrag

Förderstrategie im Vergleich: Forschungszulage, ZIM & Co.

Wer Fördermittel beantragen will, steht nicht nur vor der Frage welches Programm passt – sondern auch wie der Antrag gestellt werden soll: Eigenständig (Selbstantrag) oder mit externer Fördermittelberatung.

Beide Wege sind zulässig, beide haben Vor- und Nachteile. Diese Seite zeigt nüchtern, wann sich welcher Ansatz eignet – insbesondere bei der Forschungszulage, aber auch bei ZIM und anderen Programmen.

Grundsätzliches: Beide Wege sind erlaubt

Wichtig vorab:

Weder die Bescheinigungsstelle Forschungszulage (BSFZ) noch Projektträger wie beim ZIM verlangen eine externe Beratung.

Die Forschungszulage ist ausdrücklich so gestaltet, dass Unternehmen den Antrag selbstständig einreichen können. Eine Beratung ist optional, kein formales Erfordernis.

Die Entscheidung ist daher strategisch, nicht rechtlich.

Der Selbstantrag (Eigenregie)

Beim Selbstantrag übernimmt das Unternehmen die vollständige Antragstellung intern – von der inhaltlichen Ausarbeitung bis zur Einreichung und Kommunikation mit den Stellen.

Aufwand & Ablauf

  • Eigenständige Einarbeitung in Förderrichtlinien
  • Strukturierung des Projekts (FuE-Abgrenzung, Arbeitspakete)
  • Ausfüllen der Formulare
  • Beantwortung von Rückfragen oder Nachforderungen

Gerade bei der Forschungszulage ist der Antrag bewusst „selbsterklärend" aufgebaut, sodass ein interner Antrag möglich ist.

Vorteile des Selbstantrags

  • Keine externen Beratungskosten
    Es entstehen nur interne Aufwände (Zeit, Personal).
  • Volle Kontrolle & Datensouveränität
    Sensible technische oder finanzielle Informationen bleiben vollständig im Unternehmen.
  • Know-how-Aufbau intern
    Das Team lernt den Förderprozess und kann zukünftige Anträge eigenständig umsetzen.

Nachteile des Selbstantrags

  • Hoher Zeitaufwand
    Antragstellung bindet Fach- und Managementressourcen.
  • Fehleranfälligkeit
    Unklare Innovationsargumentation, falsche Abgrenzung von FuE und Routine oder formale Fehler erhöhen das Ablehnungsrisiko.
  • Keine Erfahrungswerte aus Prüfungslogik
    Förderstellen bewerten Projekte nicht nur formal, sondern auch inhaltlich – diese Logik ist intern oft nicht bekannt.

Externe Fördermittelberatung

Bei der externen Beratung wird die Antragstellung ganz oder teilweise an spezialisierte Fördermittelberater ausgelagert.

Der Berater übernimmt typischerweise:

  • Strukturierung des Projekts
  • Formulierung der Antragslogik
  • Budget- und Kostenstruktur
  • Kommunikation mit Förderstellen
  • Management von Nachforderungen oder Widersprüchen

Vorteile der Beratung

  • Erfahrung mit Förderrichtlinien und Prüflogik
    Berater kennen typische Ablehnungsgründe und formale Stolperstellen.
  • Zeitersparnis
    Interne Teams werden entlastet, insbesondere Entwicklungs- und Geschäftsleitung.
  • Höhere formale Qualität
    Struktur, Argumentation und Konsistenz des Antrags sind oft besser ausgearbeitet.
  • Erfahrung mit Nachforderungen & Widerspruch
    Gerade bei komplexen FuE-Vorhaben ein relevanter Vorteil.

Nachteile der Beratung

  • Kostenpflichtig
    Beratung erfolgt gegen Honorar oder erfolgsabhängige Vergütung.
  • Know-how liegt extern
    Internes Förderwissen wird langsamer aufgebaut.
  • Keine Bewilligungsgarantie
    Auch mit Beratung kann ein Antrag abgelehnt werden.

Vergleich auf einen Blick

MerkmalExterne BeratungSelbstantrag
KostenHonorar / ErfolgsbeteiligungKeine externen Kosten
Zeitaufwand internGeringHoch
Förderlogik & ErfahrungHochAbhängig vom Team
Fehler- & AblehnungsrisikoGeringerHöher
Kontrolle & DatenhoheitGeteiltVollständig intern
Know-how-AufbauLangsamerDirekt im Unternehmen

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Junges Software-Startup

Keine Erfahrung mit Förderprogrammen, kleines Team.

Externe Beratung strukturiert den Antrag in wenigen Wochen und entlastet das Team.

Beispiel 2: Etabliertes Industrieunternehmen

Eigene Förder- oder Controllingabteilung vorhanden.

Selbstantrag möglich, sofern FuE-Abgrenzung und Dokumentation intern beherrscht werden.

Häufige Fehlannahmen

„Mit Berater ist die Bewilligung garantiert"

Falsch. Förderstellen entscheiden unabhängig vom Berater.

„Selbstantrag ist immer günstiger"

Nicht zwingend. Interner Zeitaufwand kann die Beratungskosten übersteigen.

„Beratung ist bei der Forschungszulage unnötig"

Formal korrekt – praktisch aber abhängig von Projektkomplexität, FuE-Abgrenzung und Dokumentationsfähigkeit.

Fazit: Wann welcher Weg sinnvoll ist

Selbstantrag eignet sich, wenn …

  • Fördererfahrung intern vorhanden ist
  • das Projekt klar strukturiert und einfach abgrenzbar ist
  • ausreichend interne Kapazitäten bestehen

Externe Beratung eignet sich, wenn …

  • das Vorhaben technisch oder organisatorisch komplex ist
  • FuE-Abgrenzung kritisch ist
  • Zeit und interne Ressourcen knapp sind
  • Nachforderungen oder Widerspruch realistisch sind

Weitere Informationen: Forschungszulage · Antragstellung · Widerspruch · Fördermittel-Check

Die Inhalte basieren auf geltenden Förderregularien (u. a. FZulG, ZIM-Richtlinien) und praktischer Antragserfahrung. Eine Einzelfallprüfung ist erforderlich.

Nächster Schritt: Aufwand realistisch einschätzen

Wenn Sie unsicher sind, welcher Weg für Ihr Vorhaben sinnvoll ist, klären wir das strukturiert:

  • Ist Ihr Projekt förderfähig?
  • Wie komplex ist die FuE-Abgrenzung?
  • Welcher interne Aufwand ist realistisch?
  • Lohnt sich Beratung wirtschaftlich?